Auf zum nächsten Big-Block: Thema Finanzen.
Wie regelt ihr eure Familienfinanzen?
Mir fällt häufiger auf, dass Freunde oder Bekannte sich zu diesem Thema nach wie vor wenig bis gar keine Gedanken machen. Bestimmt nicht alle, aber doch einige.
Ich bin da eher der Typ „Interessiert mich stark, also nehme ich das selber in die Hand“. Wir regeln unsere Familienfinanzen grundsätzlich immer zusammen.
Das heißt, im Prinzip brüte ich meist eine gewisse Zeit über Themen wie Anlagestrategie, Altersvorsorge und Rücklagenbildung oder auch Versicherungen. Danach gehe ich mit meinem Entwurf zu meiner Frau und wir besprechen die einzelnen Themenkomplexe. Dabei segnet sie nicht nur ab, nach dem Motto „das wird schon so passen“, sondern setzt sich mit den Dingen nochmal auseinander und hinterfragt kritisch meine einzelnen Ideen. Genau das erwarte ich auch, da man, wenn man sich länger mit bestimmten Themen beschäftigt, durchaus betriebsblind wird.
Ich lese für meine Entscheidungen einige Finanzblogs und höre auch den ein oder anderen Podcast. Dazu kommt noch mein Readly Abo, in dem ich die ein oder andere Wirtschafts- und Finanzzeitschrift lese.
Am Ende kommen noch weitere eigene Analysen dazu. Ich habe mich einige Zeit mit der Strategie von Susan Leverman auseinandergesetzt und auch länger erfolgreich mit dieser Strategie investiert. Da mir der Aufwand auf Dauer aber etwas zu hoch war und durch die Geburt von unserem Bazi die Zeit für solche Dinge knapper geworden ist, bin ich bzw. sind wir kurz vor der Corona-Krise auf eine rein passive ETF-Strategie umgestiegen.
Wie wir unsere Familienfinanzen regeln
Zunächst einmal zu unseren allgemeinen Finanzen. Ich hoffe ihr könnt verstehen, dass wir hier keine genauen Zahlen nennen.
Wir haben zusammen ein Gemeinschaftskonto, zwei Verrechnungskonten zu zwei zugehörigen Depots und ein Tagesgeldkonto. Zudem besitzt jeder von uns noch ein privates Konto, das jeweils nur auf den eigenen Namen läuft.
Unser Gemeinschaftskonto ist zugleich unser beider Gehaltskonto. Das haben wir, wenn ich mich richtig erinnere, kurz nach der Hochzeit so umgestellt. Rechtlich gesehen befindet man sich ohnehin in einer sogenannten Zugewinngemeinschaft (die meiner Meinung nach im übrigen deutlich fairer und besser ist, als man immer so hört). Daher gehört die Hälfte der erwirtschafteten Einnahmen quasi eh dem Partner. Wir pflegen dabei vollkommene Transparenz. Das macht viele Dinge einfacher und führt zu keinerlei Diskussionen diesbezüglich.
Von diesem Gemeinschaftskonto gehen alle laufenden Kosten ab, wie Miete, Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Windeln, Friseur, Apotheke etc.. Alles was eben so im Alltag anfällt.
Das Taschengeldkonto
Um jedem von uns ein gewisses Kapital zur freien Verfügung zu geben, zahlen wir uns jeden Monat einen bestimmten Betrag X als „Taschengeld“ auf unsere privaten Konten aus. Dieser Betrag richtet sich nach unserem aktuellen Gesamteinkommen. Durch meine Elternzeit und die darauffolgende Teilzeit in Elternzeit schwankt vor allem mein Gehalt die letzten beiden Jahre relativ stark. Wir legen immer für einen bestimmten Zeitraum einen Betrag X fest.
Das ist quasi Spielgeld. Damit kann jeder machen, was er will. Sich ein Wellness Wochenende gönnen, eine neue Uhr kaufen oder neue Schuhe, die man nicht wirklich braucht oder aber man legt auch dieses Geld an. Quasi jeder, wie er lustig ist, ohne dass man Absprachen treffen muss. Das hat auch den Vorteil, dass man dem Partner Geschenke machen kann, ohne dass dieser weiß, wieviel es gekostet hat oder wo es herkommt.
Noch ein weiterer Vorteil, ziemlich unromantisch: Falls wir uns jemals trennen sollten oder gar durch eine Scheidung gehen, haben wir vorher die Finanzen praktisch schon gelöst. Bis auf die Zinsen bzw. die Rendite in den jeweiligen eigenen Depots (ab standesamtlicher Trauung) ist praktisch Alles schon aufgeteilt. Gemeinsames Depot, Girokonto, Tagesgeldkonto durch zwei, fertig ist der Salat.
Ein entscheidentes Argument: Der/Diejenige, der/die mehr verdient, trägt auch mehr zum Familienhaushalt bei. Das ist in meinen Augen die fairste Lösung überhaupt. Breite Schultern tragen mehr, in diesem Fall im finanziellen Sinne.
Der Notgroschen
Wir haben außerdem eine klassische Absicherungslösung, auch „Notgroschen“ genannt, indem wir mindestens drei monatliche Gesamtausgaben auf unserem Tagesgeldkonto lagern. Ich würde das Geld lieber investiert sehen, aber auf der anderen Seite bin ich dafür wieder zu konservativ. Viele empfehlen einfach drei Monatsgehälter zu parken. Meiner Meinung nach macht es aber durchaus Sinn, seine monatlichen Ausgaben zu kennen (Stichwort Haushaltsbuch) und dann diese Beträge zu nehmen, damit man im Zweifelsfall mindestens drei Monate ohne Verrenkungen über die Runden kommt. Im besten Fall brauchst man im Monat ja weniger Geld als man einnimmt. Der Einfachheit halber kann man aber natürlich auch einfach drei Monatsgehälter nehmen.
Wie sorgen wir vor?
Habt ihr euch schon einmal Gedanken über die Altersvorsorge gemacht? Nein? Dann wird’s aber Zeit! Am besten fangt ihr gleich heute damit an. Ich weiß, das liest man überall, aber es stimmt einfach. Die Tatsache, dass nur jeder siebte Deutsche überhaupt in börsengehandelte Anlageklassen investiert ist, zeigt schon, dass sich viele mit dem Thema quasi gar nicht befassen.
Bitte nicht falsch verstehen, das ist hier absolut keine Anlageberatung, aber es lohnt sich wirklich, sich darüber Gedanken zu machen und die Dinge frühzeitig zu regeln.
Unsere Altersvorsorge (AV) steht (noch) auf drei Säulen:
- Einmal unser Depot, das soll irgendwann mal den Hauptteil unserer AV ausmachen. Das läuft mit einem klassischen ETF-Sparplan mit monatlichen Raten, die wir bei Bedarf nach oben oder unten korrigieren.
- Dann unsere betriebliche AV über unseren Arbeitgeber. Die ist seit unserem letzten Tarifabschluss deutlich flexibler geworden. Theoretisch kann man hier selbst entscheiden, wieviel Geld man zusätzlich einzahlen möchte. Da man aber nicht vollumfänglich entscheiden kann, in welche Anlageklassen das Geld wandert, lege ich die Beträge lieber selbst an. Das hat auch noch den Vorteil, dass, wenn wirklich mal alle Dämme brechen, man an das Geld drankommt.
- Die dritte Säule ist eigentlich keine wirkliche Säule. Piloten befinden sich beim Thema Berufsunfähigkeit in einer Ausnahmesituation. Wir müssen jährlich zu einer medizinischen Untersuchung und es passiert relativ „leicht“, dass man kein Medical der Klasse 1 mehr bekommt. Das ist bei uns gleichbedeutend mit einem Berufsverbot. Daher haben wir beide sogenannte Loss of License Versicherungen. Diese basieren auf einer kapitalbildenden Lebensversicherung und sichern uns im Falle eines Lizenzverlusts eine Art Berufsunfähigkeitsrente zu, die uns einen gewissen Anteil unseres aktuellen Einkommens absichert. Wir haben die Höhe so gewählt, dass wir unseren aktuellen Lebensstandard einigermaßen halten könnten, auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssten. Falls wir (hoffentlich) die Versicherung nie brauchen werden, kann man zum festgelegten Rentenalter entweder eine einmalige Kapitalzahlung (das ist fast immer die bessere Variante) oder eine lebenslange Rente auswählen.
Frauen und Finanzen
Ich kenne viele Männer, die sich über Finanzen durchaus Gedanken machen. Meistens nicht sehr umfangreich, aber immerhin. Oftmals hängt das Thema Finanzen, wie so vieles, auch deshalb an den Männern, weil die veraltete Rollenverteilung (Mann bringt das Geld nach Hause – Frau bleibt zu Hause bei den Kindern) das quasi ergibt.
Jetzt ist überhaupt nichts verwerflich daran, wenn sich nur einer wirklich mit den Finanzen auseinandersetzt, allerdings macht es für den jeweils „passiven“ Partner definitiv Sinn, sich zumindest oberflächlich ebenfalls mit den Dingen zu beschäftigen. Wir kennen viele Paare, die auch nach der Hochzeit noch getrennte Konten führen und über die Finanzen des jeweils anderen quasi überhaupt nicht Bescheid wissen. Gerade wenn man sich beruflich zurücknimmt und für die Kindererziehung Gehaltseinbußen in Kauf nimmt und bei vielen Arbeitgebern (leider immer noch) auch Karriereschritte verpasst, kostet das am Ende bares Geld.
Deswegen sind wir als Ehepaar ein Team. Genau in dieser Zeit muss, meiner bescheidenen Meinung nach, der Partner, der mehr verdient, auch deutlich mehr beitragen. Deswegen auch gemeinsam vorsorgen. Ob mit getrennten Konten oder eines zusammen, ist dabei unerheblich. Wichtig ist, dass beide in der Familie zu gleichen Teilen von dieser Gemeinschaft profitieren. Das ist am Ende quasi deine Bezahlung für die Care-Arbeit. Auch wenn es unsexy ist, kann man es ruhig so sehen, dass dich dein Partner für die Kinderbetreuung oder für die Haushaltsarbeit bezahlt, während der jeweils andere zur Arbeit geht.
Warum schreibe ich überhaupt „Frauen und Finanzen“. Genau deshalb, weil wir immer noch ganz oft das klassische Rollenbild haben. Liebe Frauen, setzt euch mit dem Thema auseinander und liebe Männer, lasst eure Frauen auch teilhaben an den Familienfinanzen. Das erspart euch im Zweifel eine Menge Ärger. Einige Arbeitskollegen, die mir von ihren Scheidungen erzählt haben (In Deutschland wird immer noch im Schnitt jede dritte Ehe geschieden, es war mal jede Zweite!!!! Quelle: Statista), gehen oftmals fast schon traumatisiert aus diesem Erlebnis. Jede Scheidung ist furchtbar, keine Frage. Allerdings ist der Grund für Scheidungskriege fast immer das Geld. Offensichtlich ist hier der Regelungsbedarf groß. Also entweder Ehevertrag, oder ihr werdet euch vorher darüber klar, was im Falle einer Scheidung passiert. Das ist vor allem dann wichtig, wenn ein Familienteil stark oder ganz auf Einkommen verzichtet oder einer der Partner sehr viel mehr verdient als der andere.
Also nur Mut, ran an die Buletten. Das Thema ist für viele unattraktiv, aber ich finde jeder sollte sich früher oder später über seine eigene finanzielle Situation bewusst werden, sonst gibts am Ende vielleicht ein böses erwachen.
Podcast- und Blogempfehlungen
Falls ihr so gar nicht wisst, wie ihr mit dem Thema Geldanlage oder Finanzen allgemein anfangen sollt, hier noch ein paar Tipps für Podcasts und Blogs, die ich persönlich auch sehr gerne höre bzw. lese. Alles relativ leicht verständlich und ein guter Einstieg in die Finanzwelt:
Podcast:
Finanzfluss Podcast
Mein persönlicher Favorit. Super gut gemacht und deckt ein sehr breites Spektrum ab.
Investorella
Speziell von Frauen für Frauen (trotzdem auch für Männer geeignet). Sehr gut als Einstieg geeignet.
Madame Moneypenny
Auch direkt an Frauen gerichtet, die gerade anfangen sich über Finanzen Gedanken zu machen. Auch dieser ist natürlich uneingeschränkt auch für Männer geeignet.
Blogs:
Finanzglück
Dieser Blog ist einer der Gründe, warum ich überhaupt auch über Finanzen schreiben möchte. Nico hat meiner Meinung nach ein super Sammelsurium an spannenden Dingen zu Familienfinanzen und hat mir persönlich viele Anhaltspunkte gegeben.
petrawolff.blog
Petra Wolff verfolge ich nun auch schon eine ganze Weile und sie ist einer der Gründe, warum ich auch relativ lange mit der Leverman Strategie gearbeitet habe. Sie macht das mittlerweile als Experiment seit 2016 und setzt dazu ein reines ETF-Depot zum Vergleich als Benchmark. Das ist aber nur eines von vielen Dingen die Petra beschreibt bzw. ausprobiert.
Der Privatier
Ein wahnsinnig umfangreicher und manchmal auch unübersichtlicher Blog. Aber wenn man die richtigen Stellen findet, extrem informativ. Wer den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit sucht, findet hier sehr viele gute Inhalte.
Webseite:
Finanztip.de
Eine der besten Seiten zu dem Thema überhaupt. Wahnsinnig umfangreich und genau. Wer hier nicht schlau wird aus seinen eigenen Finanzen, der wird es nirgendwo.
1 Comment
Sparen für den Nachwuchs – Papablabla
22. Oktober 2020 at 13:08[…] genannten ETF beläuft sich diese auf 0,20% per annum.Falls ihr weiterführende Infos dazu braucht, hier nochmal der Link zu meinem ersten Blogpost zum Thema Familie und Finanzen. Darin zeige ich am Ende auch einige Podcasts und Blogs, die für den […]